Brexit - Auswirkungen auf SAP-Systeme

Deal or No Deal? Je nachdem, wie die Brexit-Trennung zum Jahreswechsel nun wirklich vonstatten geht müssen die SAP-Systeme angepasst werden. Wir zeigen, wie Sie sich gut vorbereiten können.

Brexit – eine unendliche Geschichte geht dem Ende entgegen

Jeder, der Geschäftsbeziehungen zu Großbritannien hat stellt sich zur Zeit sicher eine Frage:
Deal or No-Deal!

Der Dezember ist nun angebrochen und die Zeit bis zum endgültigen Austritt Großbritanniens aus der EU ist nur noch sehr kurz. Auf Grund der oben gestellten Frage ist es aber nicht so einfach, die Auswirkungen dieser Scheidung auf Ihr SAP-System zu analysieren und die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen.

Sie können jedoch aus heutiger Sicht einige Überlegungen zu Ihrer Planung anstellen und die 2 möglichen Szenarien betrachten:

Wenn es doch noch zu einem Deal kommt, wird das Vereinigte Königreich zwar nicht mehr zu der Europäischen Union, allerdings aber weiterhin zum erweiterten Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gehören. Änderungsanforderungen im SAP werden dann etwas übersichtlicher. So entspricht das Steuerrecht in den EWR-Staaten weitgehend den EU-Richtlinien.

Kommt es jedoch zum No-Deal wird Großbritannien zu einem Drittland und dies hat jede Menge gravierende Folgen, die auch im SAP-System zu berücksichtigen sind.

Zur Vorbereitung auf dieses Worst-Case-Szenario sollten Sie sich Ihre Prozesse und Geschäftsvorfälle in Ihrem SAP-System genauer betrachten und so eine Checkliste der nötigen Umstellungen erarbeiten. Hier stelle ich Ihnen einige beispielhafte Bereiche im SAP vor, die Sie untersuchen und bewerten sollten:

Allgemeine Einstellungen

Die Landeseinstellungen für GB müssen an die neuen Gegebenheiten angepasst werden. Dieser Bereich ist modulübergreifend und daher sehr wichtig.

FI für Ihre Finanzsteuerung und Steuerermittlung

Im FI stehen Sie vor der Herausforderung alle zukünftigen steuerrechtlichen Aspekte anzupassen, um gesetzeskonform zu arbeiten. Hier müssen Sie Steuernummern und Kontodaten prüfen und ändern, in Kalkulationen und Planungen neue Kostenfaktoren wie z.B. teurere Banküberweisungen berücksichtigen. Neue Steuerschlüssel werden benötigt und, im schlimmsten Fall, ist ein völlig neues Umsatzsteuersystem zu konfigurieren, wenn sich GB von der Umsatzsteuerrichtlinie der EU verabschiedet und ein eigenes System einführt.

Kunden- und Lieferanten-Stammdaten

Zunächst sollten Sie sich genau ansehen, mit wem und in welchem Maße sie Geschäftsbeziehungen in GB pflegen. Bisher waren diese Geschäfte im EU-Binnenmarkt ganz unproblematisch möglich. Künftig gehört dieser Lieferant oder Kunde jedoch zu einem Drittland. Veränderte Steueranforderungen, neue Zölle, Aus- und Einfuhrvorschriften führen zu Anforderungen in den Stammdaten im SAP.

MM für Materialwirtschaft und Einkauf

Wer Waren aus Großbritannien bezieht, muss sich mit dem Status der betroffenen Lieferanten befassen, in weiteren Prozessen die Deklaration der Waren, die künftig nicht mehr aus der EU, sondern aus einem Drittland stammen, ändern. Sie müssen sich um Absprachen mit dem Lieferanten kümmern und gegebenenfalls selbst die Importanmeldung übernehmen. Auch Ihre offenen Bestellungen müssen Sie im

SAP MM berücksichtigen. Hier ist auch zu prüfen, ob es nicht besser ist, Bestellungen in den Januar zu verschieben, um die Anzahl der zu bearbeitenden offenen Geschäftsvorfälle zu minimieren.

SD für Vertrieb und Distribution

Für Großbritannien werden ab 01.01.2021 neue Zollformulare gelten, die in SAP SD angelegt und mit den entsprechenden Kunden verknüpft werden müssen. Lieferzeiten und Liefertermine sind an neue langwierigere Zollprozesse anzugleichen. Darüber hinaus müssen die Kalkulationen im System überarbeitet werden, um die neuen Rahmenbedingungen darzustellen.

PP für Produktionsplanung und -steuerung

Wenn Sie in Großbritannien produzieren, müssen Sie Angaben zum Produktionsstandort im System ändern. Hier können sehr enge Verbindungen zu den Einstellungen in FI bestehen, z.B. neue Umsatzsteuernummern.

CRM für Customer Relationship Management und GTS für Global Trade Services

Natürlich sind auch Bereiche wie CRM und GTS betroffen. Sollten Sie diese nicht im SAP nutzen, müssen Sie die hier vorhandenen Schnittstellen zu Ihrem SAP-System prüfen, ob alle geänderten Einstellungen, auch in den Stammdaten, in den Systemen harmonisiert sind und wieder zusammenpassen.

Wenn Sie nun Fragen haben oder Unterstützung bei den erforderlichen Anpassungsarbeiten benötigen, können Sie sehr gerne auf uns zukommen.

Beatrix Böhm, SAP Senior-Beraterin Finanzwesen und Berechtigungen

+49 172 631 6153
bboehm@spirit21.com

Beatrix ist Beraterin und Projektleiterin in den Bereichen Finanz- und Berechtigungswesen sowie Information Lifecycle Management und Upgrade- und Greenfield+-Projekten.

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